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Brückentor Mellingen

Umbau der ehemaligen Gerichtsstube Mellingen

Das Gebäude steht unter eidgenössischem und kantonalem Denkmalschutz.  Die Südostwand des Torhauses 1.OG wies vor dem Umbau drei Türdurchgänge auf, wobei die mittlere der drei Türen vermutlich auf die Bauzeit des Torhauses zurück reicht. Dendrochronologische Untersuchungen des Decken- und Bodenbalken weisen auf die Fälljahre 1527/28 hin. 

Die Wände wurden teilweise mit einem Barocken Wandtäfer verkleidet. Ein weiteres beeindruckendes Raumelement ist die gedrehte Fenstersäule in der Mitte der Südwestwand, in welches ein Handeisen verankert wurde. Dies diente vermutlich dem Festhalten von Verurteilten. Teile der Wände wurden mit frei intepretierten, grün-Ocker-Oxidroten Rankenmalereien im Stile der Spätgotik erstellt. Diese stellten vermutlich die erste Wandgestaltung des Raumes dar. Der rechte Bereich der Nordwestwand ziert eine geschlossen erhaltene Malerei. Die szenische Darstellung im Stile der Spätgotik/Renaissance zeigt das Salomonische Urteil. Aufgrund der Art der Darstellung, der verwendeten Pigmente mit ihrer intensiven Farbigkeit ist diese Malerei vermutlich auf Mitte des 16. Jahrhunderts zu datieren. Oberhalb des Wandbildes ist eine Innschrift zu erkennen, diese nimmt Bezug auf den Bibeltext Salomon. Die Malerei hat einen einmaligen, hohen historischen und künstlerischen Wert, vergleichbare Darstellungen sind im Kanton Aargau nicht bekannt. 

Die repräsentative Ausstattung des Raumes weist auf eine öffentliche Nutzung als Gerichtssaal hin.  Das 2. Obergeschoss bestand ursprünglich aus einem Raum. Erst 1548/49 wurde das Geschoss in vier Räume unterteilt, wovon die Bohlenwand bis heute erhalten blieb. Von den vier Räumen ist besonders derjenige hervorzuheben, der mit einer reich verzierten Bohlen-Balkendecke ausgestattet ist.  

Das architektonische Aufgabenstellung war, dass das Gebäude fachgerecht saniert wird. Wobei mit Baustart historische Wand- und Deckenverkleidungen sorgfältig ausgebaut, nummeriert sowie dokumentiert und eingelagert wurden. Diese für uns wertvollen Oberflächen wurden während der Bauzeit in der Schreinerwerkstatt restauriert und später alle wieder eingebaut. Neue Bauelemente wurden als Gegenpol zu den historisch schräg verlaufenden Elementen, bewusst in klar geometrischen Formen und in zeitgemässer Architektursprache umgesetzt. Damit sind die zeitlich versetzten Baueingriffe klar ablesbar.

Bauherrschaft
Privat

Architektur
Hüsser+Partner Architekten AG, Muri

Bauleitung
Hüsser+Partner Architekten AG, Muri

Realisation
2012–2017